NOW Aktionstag / kulturtankstelle
Die von den Studierenden und Lehrenden in den vier „Expeditionen ins NOW“ entwickelten Ideen wurden in zusätzlichen Lehrveranstaltungen vertieft, in den jeweiligen Fachrichtungen zu Projekten bzw. Prototypen für das JETZT weiter ausgearbeitet und begegneten sich im NOW Ausstellungsparcours in der Innenstadt von Linz am 30. 04. 2021, auf now.ufg.at und in der NOW Zeitung.
Mit dem Webrepositorium und der NOW Zeitung wurden Zeitdokumente geschaffen, aus denen sich ablesen lässt, welche Spuren das JETZT der Pandemie in den sozialen Räumen und im Bewusstsein ihrer Nutzer*innen hinterlassen hat.
Die Studierenden von die architektur, fragten sich in ihren Entwurfsprojekten „Wie wollen wir JETZT! zusammen leben?“ und schufen prototypische Werkzeuge zur resilienten Gestaltung des öffentlichen Raums in der pandemischen Gegenwart.
Foto ©: Violetta Wakolbinger, Paul Eis, Anne Rotter, Daniel Derflinger
Wie wollen wir JETZT! zusammen leben?
Prototypische Werkzeuge zur resilienten Gestaltung des öffentlichem Raums in der pandemi- schen Gegenwart
Ein Enwturfsprojekt der kulturtankstelle
Seit Beginn der Pandemie ist die Gegenwart übermächtig geworden. Das Jetzt hat sich gewisser- maßen in die Unendlichkeit ausgebreitet und versperrt uns den Blick auf langfristig mögliche Ziele, so dass unsere Spekulationen und Träume nicht wie üblich in die Zukunft blicken, sondern an Überlegungen zu den kommenden Tagen und Wochen hängenbleiben. Vor diesem Hintergrund richtete sich das Entwurfsprojekt „Wie wollen wir JETZT! zusammen leben?“ auf das Erreichbare – die unmittelbare Gegenwart – und leitete das spekulative Potential, das zur Zeit in ei- ner ungreifbaren Zukunft verhallt, ins Jetzt um.
Urban Commons
Die Gemeinschaft, das Gemeinwohl, die „urban commons“ sind wertvolle kollektive Ressourcen, die durch die andauernde Pandemie auf den Prüfstand gestellt werden und sich langsam, aber stetig radikal und dauerhaft verändern. Während sich Menschen und Gemeinschaften an die neuen Gegebenheiten anpassen, bleiben Räume, Güter und Materialien bisher noch statisch, stehen leer oder sind durch Plexiglas und Absperrband getrennt.
Mit dem Studierndenprojekt der Abteilung die architektur, Wie wollen wir JETZT! zusammen leben? wollten wir eine Debatte eröffnen. Aber Wo? Wo sind und entstehen Kommunikationsräume in der Stadt, wenn Nähe Gefahr birgt? Wie zugänglich sind sie, wer kann sie nutzen, und wofür werden sie genutzt? Wie sehen Räume aus, die unserem JETZT! entsprechen? die Ausdrucksformen ermöglichen, in denen das, was wir als Gemeinschaft sein wollen, neu verhandelt wird? Wie können die Commons unter den gegenwärtigen Umständen sichtbar und nutzbar werden? Unsere These: Wir müssen die Commons für das JETZT! neu kontextualisieren und nicht neu er- finden. Nutze das Bestehende! Räume, Infrastrukturen und Kreisläufe unserer urbanen Umwelt werden auf ihre unsichtbaren Potentiale untersucht und aktiviert, indem wir umnutzen, überlagern, etwas wegnehmen, hinzufügen, oder es einfach nur pflegen.
Strategie
Make do with the existing, with people, nature, climate, the economy, in order to reinvent, to do more with less.
Making do is about using what we already have. It is about considering the existing as a valuable resource, not as unsatisfactory or constraining.
Each existing situation is an opportunity consisting of elements, qualities, and capacities that can be integrated,reactivated, and reused. Each existing structure offers materials that can drastically reduce the need for new materials. Each site permits invention and imagination.
Anne Lacaton, Make Do.
In: Ilka & Andreas Ruby (Hrsg.), The Materials Book. 2020 S.58ff.
Die Studierenden wurden ermutigt, Anne Lacatons Sichtweise auf die belebte Umwelt zu folgen und in ihren Konzepten nicht nur auf die gegebenen räumlichen Situationen einzugehen, sondern die von einem Ort schon angebotenen Qualitäten produktiv in ihren Entwurf zu integrieren. Gleich- zeitig sollten die von den Studierenden geschaffenen Situationen sich auf den durch die Pande- mie veränderten Stadtraum beziehen. So kommt es in den Arbeiten der Studierenden zu epheme- ren Umdeutungen: Der Pfarrplatz wird mit Hängesesseln im nötigen Abstand bestückt (Hängepar- tie), sodass man alleine oder in Kleingruppen gemeinsam „abhängen kann“; die Hauswand wird zur Leinwand (CC-Graph), da der Besuch des Kinos unmöglich geworden ist; der Motorenlärm einer vielbefahrenen Straße wird zum Meeresrauschen (Submarine) umgedeutet, da der Urlaub am Strand ausfallen muss; ein öffentlicher Platz wird zum symbolischen Ort des Zusammenkom- mens beim Brotbacken (Brojekt), in einer Zeit, in der man seine Mitmenschen im öffentlichen Raum lieber meidet. Die Gesamtschau auf die im Entwurfsprojekt entwickelten „Werkzeuge“ er- zählt von den Wünschen und Mängeln unserer pandemischen Gegenwart und wird in Zukunft ein- mal rückblickend als Zeitdokument zu lesen sein: Welche Spuren hat das gegenwärtige JETZT in den urbanen Räumen und ihren Bewohner hinterlassen?
Lehrende: Ludwig Engel, Katharina Weinberger-Lootsma und Clemens Bauder
Studierende: Daniel Derflinger, Anne Rotter, Sophia Eder, Johannes Parz, Christoph Picco, Stefan Schneider, Paul Eis, Julien Reinhart, David N. Rall, Mario Buchberger, Vinzenz Wallner, Johanna Brunner, Sarah Dorfer, Valentina Hölzl